Montag, 23. Januar 2012

03 - Beim Architekt

Während des Zeichnens der Pläne hielten wir Augen und Ohren nach Veranstaltungen wie Hausmessen und Vorträgen rund ums Bauen Ausschau. Sehr schnell wurde uns klar, dass wir uns von der „klassischen“ Ziegel-Bauweise lösen wollen und zu einem Holzhaus (Ständerbauweise) tendieren. Man wird von den Holzwänden wenig sehen, da sie genauso verputzt werden, wie andere Wände auch. Die Holzständerbauweise bietet eine Reihe von Vorteilen, diese hier sind für uns die wichtigsten: Das Errichten des Rohbaus geht so schneller, Wände und Dach werden vorgefertigt und dann inklusive Fenster und Türen innerhalb einer Woche aufgestellt. Daneben bietet diese Bauweise ökologische Vorteile, da man ausschließlich mit nachwachsenden Rohstoffen baut und außerdem übertrifft ein Holzhaus ein Ziegelhaus in Sachen Dämmung und Wohlbefinden.

Schließlich war es dann soweit, der Kontakt zu einem Architekten (Leonhard Taglieber) war hergestellt. Eine Wärmebild-Kamera an seinem Stand auf einer Hausmesse weckte unser Interesse, nachdem es aber an dem Stand um Altbau-Sanierung ging, wollten wir schon weiter gehen. Dennoch wurden wir angesprochen, und die Damen am Stand erklärten uns, dass sein Architekturbüro sich durchaus auch mit Neubauten beschäftigt. Außerdem erfuhren wir noch, dass der Inhaber auch als Energieberater tätig ist, damit erschien er uns als geeigneter Mann, um ein sparsames und modernes Holzhaus zu bauen. Bereits am Abend des nächsten Werktages erhielten wir einen Anruf von Herrn Taglieber und in einem sehr angenehmen Telefonat vereinbarten wir für den kommenden Freitag Abend (21.10.2011) einen ersten Termin, an dem auch eine erste Kostenschätzung unseres Bauvorhabens erstellt werden würde. Damit war es geschehen, ab sofort heißt es nicht mehr träumen, sondern planen.

Am Vorabend fand ein Basketballspiel statt, und – zumindest für mich – war das eine willkommene Möglichkeit, das aufkeimende mulmige Gefühl zu verdrängen. Bisher bin ich noch nie mit einem Hausbau in Berührung gekommen, deshalb war das für mich komplettes Neuland, ich konnte für mich einfach nicht abschätzen, was da so auf mich zu kommt. Bei Melanie gestaltet sich das etwas anders, dadurch dass alle ihre Verwandten in gebauten Häusern und nicht zur Miete wohnen, rührte ihr mulmiges Gefühl eher daher, dass sie damit rechnete, dass unsere Pläne nicht realisierbar sind und zunichte gemacht werden würden.

Der Freitag startete dann nach nur 4 bzw. 5 Stunden unruhigen Schlaf (wir kamen erst gegen 1:30 Uhr aus Bamberg zurück). Trotz der Übermüdung keimte bei uns keine Müdigkeit auf, diese wurde durch die Aufgewühltheit verdrängt. Endlich war es dann soweit, ich holte Melanie von der Arbeit ab, und wir fuhren nach Oettingen. Schnell merkten wir, dass wir mit dem Architekten auf einer Wellenlänge liegen, und die nun folgenden gut 3 Stunden vergingen wie im Flug. Es stellte sich dabei heraus, dass unsere Pläne zu tragbaren Kosten realisierbar sind, wir also nicht utopisch geplant hatten. Die Kostenschätzung ging erst einmal davon aus, dass wir schlüsselfertig bauen, also den Bauauftrag erteilen, 5 Monate in Urlaub fliegen, danach wieder kommen und einziehen. Von daher beinhaltet sie alle Kosten, die während und vor der Bauphase entstehen, d. h. neben den typischen Baukosten sind auch Genehmigungskosten, Amtskosten für Pläne, Behördengänge, Möbel, Doppelbelastung (wir wohnen ja aktuell zur Miete), Erschließungskosten, usw. Außerdem konnten wir in dem Gespräch Dank Melanies Zeichnungen und unseren schon sehr konkreten Vorstellungen schon einige Punkte klären, die typischerweise erst später zu klären sind. Dazu zeigte sich, dass wir – keine Trödeleien vorausgesetzt – Weihnachten 2012 in den eigenen vier Wänden feiern können.

Die halbe Fahrt nach Hirschaid verbrachten wir zunächst schweigend, da sich das in den letzten 3 Stunden gehörte erst noch setzen musste, danach machte sich Freude und Erleichterung breit. Ein „Feier-Essen“ bei einem ortsansässigen Griechen und ein intensiver Austausch über den Architekten-Termin mit meinen Eltern tat sein übriges, dass wir an diesem Abend sehr schnell einschliefen und bis zum nächsten Mittag tief und fest schlummerten.

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