Montag, 23. Januar 2012

04 - Nivellierung bei Nacht und Nebel

Trotz des guten Gefühls nach dem Termin mit dem Architekten Taglieber forderte unsere Vernunft ein ähnliches Gespräch bei einem anderen Architekten, bevor wir einen Planungsauftrag erteilen. Dieses hatten wir dann bei einem Architekten einer anderen Holzhaus-Baufirma. Dieses bestätigte unser gutes Gefühl, welches wir beim ersten hatten ungemein. Einige Stichworte:
  • Einlieger-Wohnung: Wir haben einen Gästebereich mit eigenem Bad eingeplant. Herr Taglieber erkannte sofort, dass wir – wenn der Gästebereich eine eigene Haustüre bekommt, und wir Anschlüsse legen, dass wir eine Küche einbauen könnten – bei der KfW die doppelte Förderung beantragen können, der zweite Architekt reagierte in diese Richtung überhaupt nicht, obwohl wir mehrfach darauf hinwiesen, dass es völlig autarker Gästebereich werden soll. 
  • Wandaufbau: Bei Herrn Taglieber und diversen anderen Vorträgen haben wir gelernt, dass es das A&O für ein Energiespar-Haus eine unbeschädigte Isolationshülle um das Haus ist. Der zweite Architekt erzählte uns, dass er bei seinen Wänden auf eine Installationsebene verzichtet, und Kabel und Rohre in der Isolationsschicht verlegt. Auf unser erstauntes Nachfragen hieß es, dass die Kabel und die Rohre sowie die Steckdosen schon isoliert seien, dass eine extra Isolationsebene nicht notwendig ist.
  • Energetische Gesichtspunkte: In energetischen Fragen hielt sich der zweite Architekt sehr bedeckt, nicht einmal die Aussage, welche Effizienzklasse er mit seinen Holzhäusern erreicht, konnten er machen.
  • Nachfinanzierung: Auf verschiedenen Vorträgen u. A. auf der Hausmesse bei der Firma Taglieber Holzbau hörten wir, dass 80% aller Bauherren nachfinanzieren müssen. Nach dem Termin mit dem zweiten Architekten wissen wir warum: Der zweite Architekt speiste sehr viele unserer Fragen mit „Das gehört nicht zum Bau des Hauses“ ab. D. h. mit Kosten für Erschließung, Genehmigungen, Erdarbeiten an einer Hanglage, usw. ließe er uns völlig alleine, und dass wir als völlig Unerfahrene dann Fehleinschätzungen machen, ist auch nur logisch.
  • ...
Auf dem wenig später stattfindenden Bauherrenfrühstück, zu dem die Firma Taglieber Holzbau uns eingeladen hatte, erteilten wir dann Herrn Taglieber den Planungsauftrag.

Nachdem wir auf einem Grundstück mit Hanglage bauen wollen, war es notwendig, dass eine Nivellierung unseres Grundstücks durchgeführt, also ein Geländemodell angefertigt wird. Dabei verwendet man ein Gerät, mit dem auch Straßen vermessen werden. Von einem fixen Punkt aus wird mit diesem Gerät eine Messlatte, die auf verschiedene Punkte im Grundstück gestellt wird, anvisiert und so die Höhendifferenz des Punktes zum Standpunkt des Geräts bestimmt. Für die Nivellierung eines Grundstücks von der Größe und Lage wie unseres benötigt man etwa 15 höhenvermessene Punkte, um ein zuverlässiges Geländemodell erstellen zu können. Diese Nivellierung war am 09.11.2011 auf 16:00 Uhr terminiert.
An diesem Tag war es dann so neblig, dass Herr Taglieber die Latte nur in einer Entfernung von ca. 5 Metern anvisieren und ablesen konnte. Dies hatte zur Folge, dass wir Umsetzpunkte benötigten (da wir das Gerät, durch das Herr Taglieber die Latte anvisierte versetzen mussten) und natürlich auch sehr viel mehr Punkte als geplant (weit über 50) vermessen mussten. Nach etwa 20 Punkten brach die Nacht herein, und wir brauchten zwei Taschenlampen. Mit einer leuchtete Melanie bei Herrn Taglieber am Gerät und ich leuchtete mit der anderen die Leiste an. So stiefelten wir dann übers Grundstück. So wurde das Ganze buchstäblich zu einer Nacht-und-Nebel-Aktion, die Herrn Taglieber mindestens genauso viel Spaß gemacht hat wie uns.

2 Kommentare:

  1. Top experience: Messpunkte nachts fünfmeterweise umsetzen. Ob da eine Gegenmessung tagsüber höhere Genauigkeit bringt? Nicht, dass das schöne Haus am Ende schief steht...

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    1. Melanies Bruder hat letztes Wochenende einen Bagger gekauft, wir machen uns dann einfach das Gelände so, dass es passt ;-)

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